Vor- und Nachteile des Kettlebelltrainings

Kettlebells sind unglaublich vielseitig und sehr effizient. Mit wenigen Übungen kann man ein komplettes funktionales Training durchführen. Und das alles mit nur einem einzigen recht einfachen Trainingsgerät (wobei man natürlich mit wachsendem Können schwerere Kugeln verwendet). Aber die eierlegende Wollmilchsau gibt es auch im Sport nicht. Jede Methode und jedes Trainingsgerät hat Einsatzmöglichkeiten. Der Unterschied besteht in der Vielseitigkeit, dem Aufwand und dem Nutzen. Die folgenden Absätze sollen zur Klärung beitragen, wie man mit den Kugeln trainiert und für wen sie geeignet sind.

Nachteile

Im Internet findet man fast nur lobende Texte zu Kettlebells. Deshalb will ich auf einige Nachteile eingehen. Zum Vergleich nehme ich gleichmäßiges Ausdauertraining wie z. B. Fahrradfahren, Rudern, Laufen oder die beliebten Stepper. In jedem Fitnessstudio findet man entsprechende Geräte, und die Leute verbringen viele Stunden auf ihnen. Meist braucht man nur eine kurze Einweisung, und es kann losgehen. Bei Kettlebells ist das anders. Hier steht zuerst ein Lernprozess, um die korrekten Techniken der Übungen zu erlernen. Ohne eine gute technische Ausführung können einige Übungen schädlich oder sogar gefährlich sein. Man muss langsam und mit geringen Gewichten beginnen, besonders, wenn man im Selbststudium mit Büchern und Videos lernen möchte. Letzeres empfehle ich nur geduldigen Menschen mit Talent für Autodidaktik.

Vorteile

Der Einstiegsaufwand ist höher als bei den üblichen Cardio-Maschinen. Dafür kann man aber deutlich mehr erreichen. Koordination, Beweglichkeit, Kraft und Schnellkraft bleiben bei den Maschinen meist auf der Strecke. Nur die Kraftausdauer kann man mit ihnen verbessern. Mit Kettlebells kann man all diese Fähigkeiten zugleich trainieren, und das auch noch in sehr kurzer Zeit.

Ein weiterer Vorteil ist, dass man nicht schummeln kann. Wenn man eine schwere Eisenkugel über den Kopf stemmt, hat man definitiv diese Leistung erbracht. Bei vielen anderen Methoden muss man sich immer selber zwingen alles genau richtig zu machen. Diese permanente Motivation fällt selbst dem Besten Sportler schwer. Oft erwischt man sich selber dabei, Dinge eher für sein Gewissen zu tun, als für die eigentlichen Ziele. Einfach nur 60 Minuten in einem Sportkurs anwesend sein, hat dann höchstens einen positiven Effekt aufs Gewissen.

Ist das was für mich?

Viel Effekt in wenig Zeit erreicht man durch hohe Intensität. Dabei sind eine langsame Steigerung und eine perfekte Technik extrem wichtig. Geduld und Beständigkeit sind der Schlüssel zum Erfolg. In unserer schnelllebigen Zeit werden diese beiden Eigenschaften selten. Die Werbung verspricht schnelle Erfolge mit immer neuen kostspieligen Methoden, und ehe man merkt, dass diese nicht halten, was versprochen wurde, gibt es schon die nächste Neuerung. Für Menschen, die nicht den Aufwand betreiben wollen, etwas Neues zu lernen, und die sich nicht die Zeit nehmen langsam voran zu gehen, sind Kettlebells ungeeignet. Nur nur durch langsames und stetiges Training erreicht man nachhaltig seine Ziele.

Je nachdem, welche Ziele man verfolgt, muss man unterschiedlich trainieren. Will man zum Beispiel abnehmen, muss man viel Energie verbrennen (mehr als man zu sich nimmt). Möglichst viel Energie in kurzer Zeit verbrennt man durch intervallartiges Training. Dabei wechselt man zwischer hoher und niedriger Belastung. Es gibt Studien, die behaupten, dass man im Verhältnis zu einem gleichmäßigen Training beim Intervalltraining ein Vielfaches an Energie verbrennt. Der Nachteil am Intervalltraining ist, dass die Intensität dazu wirklich hoch sein muss. Dadurch steigt aber auch die Verletzungsgefahr. Diese Gefahr kann man praktisch durch richtige Übungsausführung und langsames Steigern der Intensität umgehen.

Normalerweise überwacht ein Trainer den Verlauf und die Steigerung der Intensitäat. Wer keinen Trainer hat, sollte lieber etwas zu langsam vorangehen als zu schnell. Jede Verletzung wirft weiter zurück, als das schnelle Vorgehen voran bringt.

Eine weitere Anforderung beim Intervalltraining ist konzentriertes und intensives Arbeiten. Man muss in der Lage sein, sich für kurze Zeit sehr anzustrengen. Will man mit gleichmäßigem Ausdauertraining mehr Energie verbrennen, kann man es einfach länger machen. Man kann die potentielle Verletzungsgefahr also umgehen, indem man einfach mehr Zeit aufwendet. Durch die ständig gleichen Bewegungen besteht aber dann die Gefahr einer einseitigen Überlastung. Auch hier gibt es also Nachteile.

Fazit

Fazit: Wer nur Energie verbrennen will und bisher wenig oder kaum Sport getrieben hat, kann durchaus mit Maschinen beginnen. Der Einstiegsaufwand beim Kettlebell-Training ist deutlich höher als bei anderen Methoden. Wer diesen aber nicht scheut, wird mit vielen Vorteilen belohnt, von denen er vorher wahrscheinlich nicht wusste, daß er sie haben will. Übermäßig schnelle Erfolge sollte man mit keiner Methode erwarten. Geduld und Beständigkeit sind die wichtigsten und schwierigsten Anforderungen auf dem Weg zum Erfolg. Die folgende Tabelle listet noch einmal die Vor- und Nachteile des Kettlebelltrainings auf:

Vorteile Nachteile
Vielseitig einsetzbar:
  • Kondition (Fettverbrennung)
  • Koordination (viele Freiheitsgrade)
  • Beweglichkeit (großer Bewegungsbereich)
  • Maximalkraft (bei schweren Kugeln)
  • Schnellkraft (dynamische Übungen)
Effizient:
  • wenig Zeitaufwand durch hohe Intensität
  • bei gleichzeitig großer Wirkung
  • wenig Materialaufwand
  • kein Schummeln möglich
Flexibel:
  • Training praktisch überall möglich
  • Kugeln können einfach transportiert werden
Einstiegsaufwand:
  • Technik der Übungen muss erlernt werden
  • anfänglich langsames Vorgehen empfohlen
Verletzungsgefahr:
  • bei falscher Ausführung
  • Trainer / Kurs empfiehlt sich
Hohe Intensität:
  • konzentriertes Arbeiten wichtig
  • für kurzen Zeitraum muss man alles geben